Medienbildung und -erziehung in der digitalen Welt Wirkliche Erziehung besteht darin, das Beste in uns zu fördern. (Mahatma Gandhi)
Ziele – medienpädagogisches Leitbild
Die moderne Medienwelt hat sich rasant und nachhaltig verändert – und unser Leben auch. Kinder und Jugendliche wachsen völlig selbstverständlich mit Internet und Fernsehen auf und sammeln schon ab dem Kindergartenalter vielfältige Erfahrungen. Moderne (digitale) Medien bieten Chancen, bergen Risiken und werfen vor allem für Eltern und Lehrer zunächst einmal eine Flut von Fragen auf. Die Förderung von MedienÂkompetenz ist daher eine wichtige Bildungsaufgabe unserer Zeit. Kinder und Jugendliche sollen zu selbstbestimmtem und eigenverantwortlichem Umgang mit den Anforderungen der heutigen MedienÂwelt befähigt werden. Beim Einsatz von neuen Medien ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen der instrumentellen Nutzung unter fachinhaltlichen Zielsetzungen sowie der Nutzung mit Schwerpunkt auf medienerzieherischen Aspekten. Daher gliedert sich unser Konzept in die Bereiche Medienbildung und Medienerziehung, das sich auch am Leitbild NRW 4.0 orientiert, welches Ziele und HandlungsÂnotwendigkeiten für das Lernen im Digitalen Wandel beschreibt. Einbezogen sind dabei sowohl schulische als auch außerschulische Lernorte und bereits vorhandene Projekte und Initiativen (z. B. Medienpass NRW). Auch die digitale Infrastruktur, die für die Umsetzung geplanter Projekte notwendig ist, wird im Leitbild konkretisiert (z.B. der Einbezug von Bildungseinrichtungen in den geplanten landesweiten Breitbandausbau). Der digitale Wandel wird dazu führen, dass mehr „digitale Schlüsselkompetenzen“ und QuerschnittsÂqualifikationen für das Leben, Lernen und Arbeiten in der digitalen Welt entlang des gesamten Bildungsweges und in allen Fächern erworben werden. Diese Schlüsselkompetenzen werden neben Schreiben, Lesen und Rechnen zu einer neuen vierten Kulturtechnik mit folgenden Kompetenzen:
- Medienkompetenz ermöglicht eine kritische Urteilsfähigkeit sowie Analyse und Einordnung von vermittelten Inhalten in soziale Zusammenhänge, um alle Chancen einer digitalisierten Welt nutzen und gleichzeitig mögliche Risiken erkennen zu können.
- Anwendungs-Know-how ermöglicht den selbstständigen und sicheren Umgang mit digitalen Medien und Werkzeugen unter Einbezug von Kenntnissen über technische Gefahren und Risiken, wirksame Schutzmaßnahmen sowie über Grundlagen der Verschlüsselung.
- Informatische Grundkenntnisse zum grundlegenden Verständnis von Algorithmen und deren digitaler Formen, die für die Erstellung digitaler Angebote erforderlich sind.
Dazu gehören aber auch die Schlüsselkompetenzen Kreativität, gesellschaftliches VerantwortungsÂbewusstsein, Denken in Zusammenhängen, inter- und transdisziplinäres sowie unternehmerisches Denken und Handeln. Alle diese Fähigkeiten müssen zielgruppenspezifisch, bedarfsgerecht und altersÂangemessen im Fachunterricht vermittelt werden. Die Kernlehrpläne fordern explizit den breiten Einsatz neuer Medien – von der Textverarbeitung im Deutschunterricht, über die Tabellenkalkulation im Mathematikunterricht bis zur Software zum Ton- und Videoschnitt oder zur Bildbearbeitung im Musik- oder Kunstunterricht. Der Kompetenzrahmen des bereits erfolgreich entwickelten Medienpasses NRW dient hierbei als Orientierungsrahmen.
Ansprechpartner
Neben der Schulleitung ist eine Vielzahl an Akteuren an der Medienbildung und -erziehung beteiligt, da sie integraler Bestandteil des Unterrichts und der Unterrichtsentwicklung sind. Letztere findet in den Fachschaften statt, wo wiederum alle Fachlehrer sowie Schüler und Eltern die Medienentwicklung mitgestalten können. Auf organisatorischer und technischer Ebene bündeln die Fachbereichsleiter (Sprachen, GesellschaftsÂwissenschaften und MINT) und die zuständigen Fachlehrer für die Bereiche Theater, Musik und Technik die einzelnen Aktivitäten und stimmen sich untereinander ab:
- Fachbereich Sprachen (S. Beckwermert, J. Wilneder)
- Fachbereich Gesellschaftswissenschaften (D. Fischer, A. Mischlewitz)
- Fachbereich MINT (C. Ewen, Dr. R. Ostrowski)
- Theater (A. Hager, A. Hommelheim), Musik (T. Horbach, S. Grümmer)
- Technik (A. Hommelheim, T. Horbach, M. Kiel, Dr. R. Ostrowski)
Seit vielen Jahren wird der EDV-Support des Ritzefeld-Gymnasiums von der Firma AixConcept betrieben. Anfragen an den Schulsupport von schulischer Seite koordinieren Herr Grouls, Herr Dr. Ostrowski und Herr Wieners, die zusammen mit Herrn Horbach, Herrn Mischlewitz und Herrn Kiel auch den First Level Support übernehmen. Primäre Verantwortungsbereiche für den First Level Support umfassen:
- Pädagogisches Netzwerk, Verwaltungsnetzwerk, SLZ (A. Grouls, Dr. R. Ostrowski, C. Wieners)
- Schüler-Clients, Lehrer-Clients, WLAN (A. Grouls, Dr. R. Ostrowski, C. Wieners)
- Kopierer, OHPs und Beamer (A. Mischlewitz, M. Kiel)
- Audio- und Videotechnik (Team Aulatechnik, T. Horbach)
- Ausstattungsbedarf, Anschaffungswünsche (A. Hommelsheim, T. Horbach, Dr. R. Ostrowski)
- Fortbildungsbedarf/Fortbildungsplanung (S. Grümmer)
Unterrichtsentwicklung
Der Bereich Unterrichtsentwicklung umfasst die Themenfelder „Lernen mit Medien“ und „Leben mit Medien“ und beschreibt, welche Medien zur Entwicklung von Lern- und Medienkompetenz in welchen Klassen und Fächern genutzt wird.
Medienbildung – Lernen mit Medien
Im Themenfeld Lernen mit Medien werden digitale Medien als Werkzeuge zur Förderung eines schüleraktivierenden Unterrichts genutzt. Sie werden im Rahmen der auch im Medienpass NRW (2017) unterschiedenen Kompetenzbereiche eingesetzt. Während in den letzten Jahren einige dieser KompeÂtenzen noch im Rahmen von Ergänzungsstunden in den Jahrgangsstufen 5 und 7 im Fach ITG (InformaÂtionstechnologische Grundbildung) behandelt wurden, werden diese Kompetenzen zukünftig in allen Fächern geschärft. Durch die Anbindung an fachliche Themen kann der Lernprozess der Schüler individuell gestaltet und der Lernerfolg gesteigert werden. Der neu hinzugeÂkommene Kompetenzbereich „Problemlösen und Modellieren“ wird hauptsächlich vom neu eingerichteten Informatik-Unterricht in der JahrgangsÂstufe 7 abgedeckt, begleitet von Kompakttagen und anderen Angeboten in den übrigen Jahrgangsstufen. Da unsere Schule wahrscheinlich zu G9 zurückkehren wird, steht in naher Zukunft die Ãœberarbeitung der schulinternenn Curricula an. Um diesen Kompetenzerwerb systematisch in der Schule zu verankern, legen die Fachbereiche erneut in ihren fachlichen Lernmittelkonzepten fest, welche Kompetenzen in welcher Jahrgangsstufe und in welchen Fächern erworben werden sollen und arbeiten die neuen Entwicklungen im Bereich „Bildung in der digitalen Welt“ mit ein. Analog zum bewährten MINT-Konzept der Schule verankern wir auch die Medienkompetenz in vier tragenden Säulen: Unterricht, Projektkurse (Arbeitsgemeinschaften), außerschulische Lernorte/ Kooperationen und Wettbewerbe.
Eine ausführliche Beschreibung der Umsetzung ist im Medienkonzept des Ritzefeld-Gymnasiums zu finden.
Medienerziehung – Leben mit Medien
Im Themenfeld Leben mit Medien werden Fragen zum alltäglichen Umgang der Schüler mit Medien und ihre Erfahrungen in einer durch Medien geprägten Welt thematisiert. Hier werden v.a. Teilnahme-, Reflexions- und Urteilskompetenzen erworben. Einige Inhalte aus diesem Themenfeld werden ebenfalls in den Fachunterricht in allen Fächern integriert, andere werden in Projekten in unterschiedlichen Jahrgangsstufen aufgegriffen und auf einem jeweils altersangeÂmessenen Niveau behandelt werden (z.B. Smart User, Cybermobbing-Projekt), so dass insgesamt alle Aspekte des Medienpass NRW abgedeckt werden. Hierzu treffen die Fachvorsitzenden verbindliche Absprachen, um fächerverbindendes Lernen zu fördern, Doppelungen zu vermeiden und die verschiedenen Blickwinkel aller Fächer zu verÂknüpfen. Exemplarisch kann hier das Präventionsprojekt „Umgang mit Medien“ in Klasse 7 genannt werden, in dem Kompakttage in Kooperation mit der Mobilen Jugendarbeit und der Suchtberatungsstelle Eschweiler gestaltet werden. Themen sind eine reflektierende Analyse des Umgangs mit Medien und des eigenen Konsumverhaltens, weiterhin auch Cybermobbing, Suchtverhalten und Handlungsalternativen.
Viele Kinder und Jugendliche gehen heute selbstverständlich mit Smartphone, Chat und Internet um. Oftmals sind sie dabei technisch versierter als ihre Eltern und Lehrkräfte (z.B. Filmen mit dem Smartphone, Web-Blog, soziale Medien). In vielen Bereichen sind sie sich aber über die Tragweite ihrer Handlungen jedoch nicht bewusst. Für Eltern und Lehrer sind durch diese Entwicklungen neue Herausforderungen entstanden. Einerseits sollte die neue Jugendkultur akzeptiert werden, die ganz neue Kommunikations- und Informationswege für sich entdeckt hat. Gleichzeitig müssen Schüler über rechtliche Grundlagen der Mediennutzung informiert und die Konsequenzen ihres Handelns müssen diskutiert werden. Dies deckt der Medienpass NRW ab.
Neben dem Erreichen der fachspezifischen inhaltlichen und methodischen Ziele ist es jedoch vor dem HinterÂgrund einer zunehmend medienbestimmten Lebenswirklichkeit unsere Aufgabe, medienÂerzieheÂrische Ziele einzubeziehen und unsere Schüler zu einem selbstständigen und kritischen Umgang insbesonÂdere mit den modernen elektronischen Medien zu erziehen und sie damit zu einer konstruktiven und verantwortungsvollen Nutzung von Medien, sowohl im Bereich des Konsumierens als auch des ProduÂzierens, zu befähigen, die eine Beurteilung der Folgen und der Bedeutung für den Einzelnen und die Gesellschaft mit einbezieht.
Moderne digitale Medien kombinieren zunehmend die Möglichkeiten einer immer mobileren KommuÂnikation mit gleichzeitiger Darstellung, Speicherung und Bearbeitung sämtlicher InformaÂtioÂnen, Bilder, Fotos und Filme. Sie üben eine enorme Anziehungskraft auf Jugendliche aus und sind im Allgemeinen nicht mehr aus dem alltäglichen Leben unserer Schüler wegzudenken. Dies lässt sich sehr gut an ihrem eigenen Tagesablauf aufzeigen, indem sie beispielsweise ganz konkret aufzählen, mit welchen Geräten und Diensten sie in Kontakt kommen. Dabei ergibt sich eine Gelegenheit, festzustellen, dass die BeschäftiÂgung mit diesen Medien nicht nur Zeit und Geld kostet, sondern auch ein hohes AbhängigÂkeitspotential beinhaltet. Dieses Problemfeld wird im Unterricht und in den AGs durch Diskussionen in den entÂsprechenden Schülergruppen thematisiert. Es ist jedoch noch nicht Gegenstand einer ausgeÂsprochenen Suchtprophylaxe.
Ein anderes wichtiges Anliegen ist uns vor allem der Aufbau von Wissen und Kenntnissen im Umgang mit personenbezogenen Daten sowie die Entfaltung eines nachhaltigen Bewusstseins für die eigene VerantÂwortlichkeit bei der Weitergabe von persönlichen Informationen und dem Schutz der PrivatÂsphäre, insbesondere wenn es um die Nutzung von Anwendungen in sozialen Netzwerken und externen digitalen Diensten zur Speicherung und dem Austausch größerer DatenÂmengen (Clouds) geht. So verschaffen sich unsere Schüler z.B. im ITG-Unterricht, zukünftig in den Fachunterricht integriert – einen Ãœberblick über verÂschiedene soziale Netzwerke und deren Benutzerkreise oder über unterschiedliche Cloud-Anbieter und deren Leistungen. Anschließend sammeln und diskutieren sie Argumente für und gegen einzelne Angebote und den Beitritt zu bestimmten Gruppen. Bei der Auseinandersetzung mit Datenschutz erkennen die Schüler eine Vielzahl von Gefahren, wie z.B. Cybermobbing, die sich im Zusammenhang mit dem Missbrauch von ausspioÂnierten Daten ergeben.
Genauso wird auch die identifikationsmodellierende Wirkung der persönlichen Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien, wie etwa bei einem unkontrollierten Konsum von Computerspielen, thematisiert. Als Alternative dazu bietet die Schule in Unterricht und AGs konkrete produktions- und handÂlungsÂorienÂtierte Projekte an, die auf eine selbstbestimmte und zielgerichtete Nutzung unterÂschiedÂlicher MöglichÂkeiten der medialen Selbstdarstellung durch digitale Bild-, Ton- und TextÂbearÂbeitung abzielt.
Die Handhabung entsprechender Software ist zwar meist logisch aufgebaut und leicht nachvollÂziehbar, sodass die Schüler zumindest zeitweise weitgehend selbstständig damit arbeiten können. Dennoch sind viele, vor allem professionellere Programme, die an unserer Schule zur Anwendung kommen, recht komplex und verlangen den Schülern ein hohes Maß an Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen ab. Als Strategie der Selbstmotivation müssen sie den Mut und die Bereitschaft aufbringen, sich mit dem entsprechenden Programm über einen längeren Zeitraum auseinanderÂzusetzen, obwohl sie zunächst das Gefühl haben, kaum etwas zu verstehen, nicht weiterzukommen oder ihre Produkte immer wieder verwerfen. Insofern geht es uns im Umgang mit Medien auch um die Entwicklung personaler und volitionaler KompeÂtenzen.
Gelingt dies, dann steht am Ende dieser Arbeit ein vorzeigbares digitales Produkt, das die Schüler selbst aufwertet und ganz offensichtlich im Gegensatz zum schnellen Konsum von digitalen FertigÂprodukten steht. Auf dieser Erkenntnis basiert der Aufbau eines persönlichen Anspruchs an digitale Programme und Produkte insgesamt und an die eigene Beschäftigung damit.
Die Vermittlung medienerzieherischer Kompetenzen und Inhalte findet sowohl im Unterricht als auch in den Arbeitsgemeinschaften bzw. Projektkursen statt (s.o.). Diese Arbeit soll systematisch ausgebaut und im Rahmen einer stufenüberÂgreifenden Progression, die alle unterschiedlichen Angebote der Schule einschließt, vernetzt werden. Angestrebt wird in diesem ZusammenÂhang die Implementierung einer konÂkreten Zielperspektive, z.B. in Form eines Medien- Zertifikats (über den Medienpass NRW hinaus), der alle Medien-Aktivitäten eines Schülers in seiner SchullaufÂbahn dokumentiert und für Bewerbungen verwenÂdet werden kann.
Ansprechpartner: Herr Dr. Ostrowski, Frau Wilneder