Werteorientierung Wirkliche Erziehung besteht darin, das Beste in uns zu fördern. (Mahatma Gandhi)
Schon die Philosophen der Antike versuchten sich an einer Definition des Wertebegriffs. Ursprünglich im Bereich des Wirtschaftslebens beheimatet, wird er aufgrund seiner Vielschichtigkeit heutzutage in fast allen wissenschaftlichen Disziplinen verwendet. Erst im 19. Jahrhundert gewann der Begriff Wert die philosophische Bedeutung als Lebensinhalt und –orientierung. Als Werte werden in der Pädagogik ErkenntÂnisse und bestimmte Eigenschaften bezeichnet, die der Mensch aus persönlichen und den Erfahrungen anderer ableitet. Die darauf basierenden Einstellungen und Ãœberzeugungen geben ihm Orientierung für sein eigenes Handeln. Schlussfolgernd sind Werte also etwas ganz Persönliches, geprägt durch den Erfahrungsschatz jedes Einzelnen, der aus ihnen ganz individuelle Werte und Verhaltensweisen entwickelt. Schule kann auf vielschichtige Weise, u.a. auch durch die VorbildÂfunkÂtion aller am Schulleben Beteiligten (Lehrer, Schüler, Eltern) zu diesem sich entwickelnden ErfahrungsÂschatz beitragen und Erfahrungshorizonte erweitern, ohne „mit dem Zeigefinger“ lenken zu wollen.
Die Schüler, Eltern und Lehrer gestalten seit Jahren in Offenheit und sozialer Verantwortung das Leben unserer Schulgemeinde. Sie schaffen so gemeinsam die Grundlage für eine erfolgreiche BildungsÂarbeit und geben Gelegenheit, vielfältige und auch persönliche Erfahrungen zu machen. Geprägt ist das gute Schulklima durch das Bemühen um Vertrauen und durch engagiertes Eintreten aller drei Gruppen für ihre Schule.
Schwerpunkte unseres Handelns
Das Ritzefeld-Gymnasium will seinen Schülern einen Lern- und Lebensraum bieten, in dem durch die Pflege von Gemeinschaft die Entwicklung der kindlichen und jugendlichen Persönlichkeit möglich ist. In und außerhalb der klassischen Schulfächer erwerben die jungen Menschen am Ritzefeld-GymnaÂsium auf dem Weg einer spiralförmig nach oben führenden Schullaufbahn Kenntnisse und FähigÂkeiten, die ihnen die Teilhabe an unserer Gesellschaft ermöglichen.
Für die nach Klassen geordneten Entwicklungsschritte haben wir kurz gefasste Leitlinien formuliert, die in Verbindung mit den ihnen affinen Werten Erziehungshandeln an der Schule ermöglichen sollen.
Klasse 5:Â Ich orientiere mich an der Schule
Klasse 6: Wir werden eine Gemeinschaft
Die ersten beiden Jahre nach dem Schulwechsel sind in der Regel geprägt von dem Hineinfinden in die neuen Verhältnisse, das sich Positionieren in der Gruppe und die Identifikation mit der KlassenÂgemeinschaft und der neuen Schule insgesamt.
Gefordert und gefördert werden hierbei Offenheit für Neues, Durchsetzung eigener Bedürfnisse unter Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Anderen und Akzeptanz möglicher (auch kultureller) Unterschiede.
Klasse 7: Ich übernehme Verantwortung
Mit der beginnenden Pubertät spielt die Selbstfindung eine entscheidende Rolle im EntwicklungsÂproÂzess. Die zunehmende Individualisierung darf dabei nicht zum Verlust von Solidarität und VerantÂwortung für übergeordnete Zusammenhänge führen.
Das Ritzefeld-Gymnasium geht in dieser Phase durch seine Angebote speziell im AG-Bereich auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schüler ein und verlangt dabei zugleich die Übernahme von Aufgaben und Verpflichtungen in schulischen Einrichtungen (z.B. Biologie-Labor, Medienwerkstatt, Orchester).
Klasse 8: Ich stärke mein Selbstbewusstsein
Klasse 9: Ich finde zu mir selbst
Wenn sich auf dem Weg zur Oberstufe das persönliche Profil der Schüler schärft, muss dies einherÂgehen mit einem zunehmenden Selbstbewusstsein, das aber auf einer zugleich zunehmenden SelbstÂerÂkenntnis und Bereitschaft zur Selbstkritik fußt.
Unsere Schule unterstützt diesen Prozess nicht nur durch Hilfen beim Erkennen der eigenen BegaÂbungsschwerpunkte und Grenzen (Berufsorientierung, Praktikum), sondern bietet den Schülern auch innerschulische Betätigungsmöglichkeiten (z.B. im künstlerischen, technischen und medialen BeÂreich), bei denen sie Resonanz und unter Umständen auch Kritik der Öffentlichkeit erfahren können. Die Fähigkeit zu ausdauernder Tätigkeit in einem einmal gewählten Bereich auch über Phasen der Frustration hinweg und die Einsicht in möglicherweise berechtigte Kritik mit der BereitÂschaft, darauf konstruktiv zu reagieren, lassen sich so fördern.
Stufe EF: Ich bereite mich auf wichtige Lebensentscheidungen vor
Stufe Q1: Ich werde mündig
Stufe Q2: Wir gestalten die Gesellschaft
Der Heranwachsende nimmt den eigenen Standort zunehmend bedingt durch gesellschaftliche Verhältnisse im eigenen Land und im globalen Raum wahr. Das Bewusstsein, aktiv an der Gestaltung dieser Verhältnisse teilnehmen zu können und sich nicht nur als Objekt unbeeinflussbarer globaler Entwicklungen fühlen zu müssen, kann schon in der Schule gefördert werden, wenn diese sich den Schülern als gesellschaftlicher Raum darbietet, in dem die Prinzipien politischer Partizipation ebenso gelten wie im regionalen und nationalen Rahmen. Bereitschaft zum Engagement, gerade nicht nur für eigene Belange, Anerkennung berechtigter Interessen der Anderen, die Einsicht, dass Regelungen im politischen Raum immer nur Kompromisscharakter haben können, absolute Durchsetzung also unmöglich ist, der unbedingte Verzicht auf Gewalt jedweder Art, die Hochschätzung von Freiheit der eigenen Person und der der Anderen sind Werte, die Schule durch Beteiligung ihrer Schüler an der Regelung des täglichen Lebens erlebbar macht (z.B. SV-Arbeit, Schülerzeitung). Sie ergänzt damit im Praktischen dasjenige, was Schüler etwa im Unterricht der Sozialwissenschaft und der Geschichte lernen.
Schulvertrag und Hausordnung
Die konkrete Werteerziehung am Ritzefeld-Gymnasium spiegelt sich unter anderem im „Schulvertrag“ und in der Hausordnung wider. Beide Dokumente sind hier in ihren wesentlichen inhaltlichen Aspekten verlinkt:
Streitschlichter – AG
Dem im Schulvertrag angesprochenen „Streit mit fairen Mitteln“ dient die aus Schülern jährlich neu zusammengesetzte Streitschlichter-AG. Diese Schüler werden in der neunten Klasse zu StreitÂschlichtern ausgebildet und dann in der Jahrgangsstufe zehn in Streitfällen zwischen Schülern vermittelnd tätig. Zwei Kolleginnen, die ausgebildete Mediatorinnen sind, vermitteln das in feste Einzelschritte gegliederte Mediationsverfahren mit viel Spaß an praxisorientierten Rollenspielen. Die Streitschlichtung ist auch eine wichtige Säule unserer Suchtprävention und trägt dazu bei, unseren Schulalltag harmonischer und friedlicher zu gestalten.
Sozialpädagogik und Lerncoaching
Im Rahmen der Ganztagsschule bedarf es einer umfassenden Betreuung der Schüler in Krisen- und Konfliktsituationen. Deshalb arbeiten wir mit zwei speziell ausgebildeten und ständig ansprechbaren Fachkräften zusammen, die zu festen Zeiten in der Schule anwesend sind.
Sozialpädagogin Sandra Nikel versteht sich als die „andere“ Erwachsene in der Schule, die weder benotende Lehrkraft noch Elternteil ist. Sie steht beratend zur Verfügung, wenn es zu Konflikten zwischen Schülern, Schülern und Lehrern oder Schülern und ihren Eltern kommt. Was ihr unter vier Augen anvertraut wird, bleibt geheim, da sie gesetzlicher Schweigepflicht unterliegt. Zugleich gilt für ihre Arbeit an unserer Schule der Grundsatz, dass niemand gegen seinen Willen zu ihr geschickt wird. Frau Nikel hat feste Sprechstunden, ist aber per Mail und über Handy auch rund um die Uhr zu erreichen. Bei ihrem Bemühen, in Krisen und Konfliktsituationen zu vermitteln und die ProblemÂlösungsfähigkeit von Schülern zu stärken, setzt die Sozialpädagogik im Bereich der Schule an, greift aber nötigenfalls über diesen Rahmen hinaus und kann auch weitergehende Behandlung von Fällen in anderen sozialpädagogischen Einrichtungen vermitteln.
Lerncoach und Heilpraktikerin Sylvia Wald begleitet die Schüler bei ihrem Übergang vom Lernen der frühen Kindheit zum visuellen Lernen, wie es am Gymnasium erforderlich ist (z.B. bei Rechtschreibung und Umgang mit Zahlen). Schüler mit Lernschwierigkeiten können sich an sie wenden, sie erfasst gemeinsam mit ihnen vorhandene Lernstrukturen und führt sie zu Selbstorganisation und Fähigkeit zur Konzentration. Selbstvertrauen und Spaß am Lernen werden so gefördert.
Religionsunterricht und Gottesdienste
Der Religionsunterricht zielt wie alle anderen Fächer – vielleicht aber in besonderem Maß – auf die Vermittlung von Werten ab. Den jungen Menschen soll bewusst werden, dass das Bewahren von Werten ein mitmenschliches und friedvolles Zusammenleben in sozialer Verantwortung ermöglicht.
Das Ritzefeld-Gymnasium bietet die Möglichkeit am ersten Donnerstag im Monat einen SchulgottesÂdienst zu besuchen. Gottesdienste unterbrechen den Alltag, laden ein zur Besinnung, ermutigen den Einzelnen, schaffen ein Gemeinschaftserlebnis. Sie haben in Jahrhunderten ihre heutige Form entwickelt und „atmen einen Hauch Ewigkeit“. Unabhängig von Trends und Machtverhältnissen spüren Menschen, dass ihr Leben, ihre Fragen, Sorgen und Freuden darin Platz haben. Den jungen Menschen ist wichtig zu erleben, dass es in der Gemeinschaft der GottesdienstÂbesucher keine Rangunterschiede gibt. Gottesdienste gaben und geben Menschen Mut und Energie für ihre Lebensaufgaben.
Gerade in der heutigen Zeit der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten fühlt sich der Mensch oft gehetzt und zerrissen. Ein Gottesdienst ist ein Ritual, das Halt und wohltuende Beständigkeit bietet.
Der Gottesdienst wird von den Schülern z.T. selber im Rahmen des Religionsunterrichts textlich gestaltet. Für die Katholiken findet die Messe in der Mühlener Kirche Sankt Mariä Himmelfahrt, für die evangelischen Schüler im Gemeindezentrum Frankental statt.
Jeweils zu Beginn des neuen Schuljahres findet für die neuen Fünftklässler ein ökumenischer Gottesdienst in der Mühlener Kirche statt. Der Gottesdienst wird u.a. vorbreitet und gestaltet von den Fünftklässlern des vorherigen Schuljahres.
Wie am Anfang des Schulalltags auf einer weiterführenden Schule steht auch am Ende – im Rahmen der Abiturfeier – ein ökumenischer Gottesdienst, der musikalisch und textlich von den Schülern der Q2 – in Zusammenarbeit mit den Religionslehrern der Q2 – vorbereitet wird.
Das Leben des Namensgebers unserer Schule, Roland Ritzefeld, war geprägt durch ein großes soziales Engagement für die Benachteiligten und die Schaffung von Bildungsmöglichkeiten für die gesamte Stolberger Bürgerschaft.
Roland Ritzefeld nachfolgen konkretisiert sich an unserer Schule z.B. durch die sog. Plätzchen-BackÂaktion im Advent. Die Schüler backen mit Freunden, Geschwistern, Eltern oder Großeltern WeihÂnachtsÂplätzchen, die die Schüler in den großen Pausen und auch beim evangelischen AltenÂnachÂmittag zum Preis von 1,- € verkaufen. Der Erlös der Aktion kommt der Partnerschule des Ritzefeld-Gymnasiums Instituto São Francisco de Assis in Marcaçao in Nord-Brasilien zugute, wo Grundschüler unterrichtet und Erwachsene alphabetisiert werden. Von dem Erlös dieser Aktion und durch die Kollekten der Abiturgottesdienste konnte bisher regelmäßig das Jahresgehalt für eine der brasiliaÂnischen Lehrerinnen aufgebracht werden.
Bei der in jedem Jahr stattfindenden Aufführung eines Krippenspiels beim Altennachmittag lernen unsere Schüler, ihren Blick auf die älteren Menschen zu richten, die im Samaritanerheim in unmittelÂbarer Nähe zu unserer Schule leben und die Hilfe brauchen. Beim regelmäßig stattfindenden AdventsÂsingen im ebenfalls benachbarten Stolberger Bethlehem Krankenhaus wenden sich unsere Chor- und Orchestermitglieder kranken Menschen zu.
Praktische Philosophie
Als Wissenschaft und als individuelles Denken ist Philosophie die Auseinandersetzung mit GrundÂfragen des Lebens: Woher komme ich? Woher kommt das menschliche Leben überhaupt? Was kann ich über die Welt und über mich selbst wissen?  Wie soll ich leben? Was ist der Sinn meines Daseins? Das individuelle, von der Erfahrung und Vernunft geleitete Denken findet Unterstützung in den Antworten, die Philosophen seit mehr als zweitausend Jahren entworfen haben.
Als Schulfach leitet Philosophie zum selbstständigen, systematischen Nachdenken über das eigene Dasein und die Gesellschaft an. Auch in der Schule orientieren wir uns dabei an den oben genannten Grundfragen, die zumeist eine starke Faszination auf Schüler ausüben.
Diejenigen Schüler, die keinen katholischen oder evangelischen Religionsunterricht belegen, werden im Fach Praktische Philosophie in den Jahrgangsstufen sieben bis neun an ethische Themen, z.B. „Lust und Pflicht“, „Freiheit und Verantwortung“, „Wahrhaftigkeit und Lüge“, „Recht und Gerechtigkeit“ herangeführt. Das Fach ermöglicht es, sich über Fragen des menschlichen Zusammenlebens ohne Anbindung an die Dogmatik der christlichen Religion auszutauschen. Werte und Normen stellen einen Teilaspekt der Philosophie dar, in der besonders nach der praktischen Seite von Philosophie gefragt wird. Insbesondere ethische Probleme werden auf dem Hintergrund der menschlichen Existenz aufgeworfen und diskutiert.
Schülervertretung (SV)
Die Schülervertretung ist das zentrale Gremium für die Mitbestimmung der Schüler an ihrem eigenen Schulleben. Jede Klasse wählt zu Beginn des Schuljahrs einen Klassensprecher, der innerhalb der Klasse als Ansprechpartner für Lehrer und Schüler dienen soll. Die SV-Versammlung setzt sich aus allen Klassen- bzw. Stufensprechern zusammen, aus deren Mitte heraus der Schülerrat gewählt wird. Dieser besteht aus sechs Mitgliedern, meistens Schüler der Oberstufe, und vertritt die Schüler in dem höchsten Gremium der Schule, der Schulkonferenz. Die beiden Schüler mit den meisten Stimmen sind die sogenannten Schulsprecher. Zusätzlich zu den Schülern gibt es auch noch gewählte SV-Lehrer, die aktiv die SV-Arbeit unterstützen. Die SV organisiert verschiedene Veranstaltungen rund um die Schule, z.B. die Fünfer-Achter-Sechser-Siebener-Fete (F.A.S.S.-Fete), die Weihnachtsfeier der Oberstufe und die SV-Fahrt.
Bei der SV-Fahrt fahren jedes Schuljahr alle Klassen- und Stufensprecher und deren Vertreter mit. Auf der Fahrt werden die F.A.S.S.-Feten geplant, aber auch verschiedene schulrelevante oder auch gesellschaftrelevante Themen diskutiert und MöglichÂkeiten besprochen, mit welchen Aktivitäten sich Schüler oder die Schule „einmischen“ können.
Jugend debattiert
Leben braucht Kommunikation, denn Leben ist Kommunikation. Vielleicht heute mehr noch als jemals zuvor. Nicht umsonst ist der Begriff Kommunikationszeitalter zentral für unsere Zeit. Aber eine gute Kommunikation braucht weniger Kommunikations-„Dinge“, sondern eigentlich etwas ganz anderes, ganz elementares: gutes Zuhören, kluge Fragen, sinnvolle Argumente und eine respektvolle Auseinandersetzung von und mit den Meinungen der Anderen.
Im bundesweiten Projekt Jugend debattiert, das unter der Schirmherrschaft des BundesÂpräsidenten steht, findet das Prinzip unserer Schule – Miteinander reden – ein schönes Forum. Das „große Ziel“, das hinter den vielen konkreten Lernzielen (z.B. Stellung beziehen, Argumentationsaufbau und –vorÂtrag, pro- und contra-Diskussionen, aber auch Fairness und Miteinander) steht, ist letztlich Demokratiekompetenz in einem gelingenden Zusammenleben.
Ansprechpartner: Herr Olbertz