Jugger Gewaltprävention durch Sportunterricht
Jugger ist eine neuartige Sportart, die Elemente des Mannschaftssports (z.B. Rugby, Handball) aufgreift und mit Elementen verschiedener Einzel-Sportarten (z.B. Fechten, Ringen) mischt. Wer sich ein genaueres Bild dieser Sportart machen möchte, sei auf die Beschreibung bei Wikipedia verwiesen.
Nachfolgend einige Zitate aus dem Buch von Ruben Wickenhäuser: Jugger. Der Endzeit-Sport (Verlag der Jugendkulturen, Berlin 2010):
„Das erzieht doch zur Gewalt!“ Öfters werden hochmotivierte Schüler, Pädagogen und Gruppenleiter auf dieses Vorurteil stoßen. Denn Jugger sieht ja auf den ersten Blick wirklich wie eine sinnlose Prügelei aus. Wie eines dieser neumodischen Dinge, die als „gewaltpräventiv“ verkauft werden und in Wirklichkeit das Gegenteil davon sind. Vorab einige Meinungen von Fachleuten, die sich an die Integration von Jugger im Schulport herangewagt haben:
- „Die interne Kommunikation ist stärker anzusiedeln als in anderen Sportspielen im Sportunterricht. […] Alle Spieler müssen integriert werden, um erfolgreich zu sein, im Gegensatz zu Fußball, wo man einfach als dritter Torpfosten herumsteht.“ – Dr. Andreas Günther
- „Jugger hat sich für die Selbstdisziplinierung der Schüler untereinander als sehr gut erwiesen.“ – Dipl. Soz. Päd. Markus Böttcher, Schulsozialpädagoge an der OGS Nortorf
- „Hier sehe ich die Möglichkeit, die Schüler über diese Sportart zu erreichen – es ist neu, sehr ungewöhnlich, noch nicht so in der Erwachsenenwelt verankert worden, hier kann ich mich als Schüler noch ausleben.“ – Dipl. Soz. Päd. Markus Böttcher
- „Jeder [ist] ein wichtiger Bestandteil der Gruppe und wenn nicht alle zusammenhalten, funktioniert das ganze Team nicht. Das ist bei Fußball, Basketball und Volleyball u.a. ganz anders: Ein starker Spieler macht da das Spiel. “ – Dipl. Soz. Päd. Markus Böttcher
- „[Mit hartem Kampfsport] würde ich Jugger überhaupt nicht vergleichen, da ich in Jugger keine aggressive oder destruktive Tätigkeit sehe.“ – Magnus van Lück, Diplomand über Jugger im Fach Soziale Arbeit an der FH Münster
- „[im Jugger erkennt man,] daß es Geschick und Teamwork braucht und brachiale Gewalt nicht weiterführt, und das finde ich sind klare Aspekte, die Schülerinnen und Schüler zur Demokratiefähigkeit verinnerlichen sollten.“ – Magnus van Lück
Didaktisch-Pädagogisches Konzept
Körperliche Auseinandersetzung ist bei Heranwachsenden ein Mittel, über den spielerischen Wettstreit die eigenen Kräfte zu messen und sich durchzusetzen. Sie ist soziale Realität, ein fester Bestandteil kindlicher und jugendlicher Sozialisation. Und eine Handlungsform mit großer Bedeutung für die psychische, soziale und körperliche Entwicklung.
Angesichts der starken Präsenz des Themas im Alltag der Schüler hat es im Sportunterricht eine vergleichsweise geringe Stellung. Dabei beinhaltet das Thema “Ringen und Raufen” viele Lernchancen. So fördern Zweikämpfe und Partnerübungen die Akzeptanz des eigenen Körpers und bauen Berührungsängste ab. Das Selbstwertgefühl kann sich fortentwickeln, die Schüler lernen den Umgang mit Niederlagen und den eigenen Schwächen sowie sich in schwierigen Situationen selbstbeherrscht zu verhalten.
Darüber hinaus wird durch das friedvolle Ringen und Raufen physische Auseinandersetzung für jeden Schüler unmittelbar erfahrbar. Nicht zu unterschätzen ist die körperliche Anstrengung beim Zweikampf (Anspannungs-Entspannungs-Wechsel).
Das Sportspiel Jugger widmet sich der spielerischen, sportartübergreifenden körperlichen Auseinandersetzung in der Gruppe oder mit mindestens einem Partner. In spielerischer Form werden die eigenen Kräfte in vielfältigen sozialen Lerngelegenheiten erprobt. Es findet ein Miteinander zwischen Schwächeren und Stärkeren sowie bei koedukativem Sportunterricht zwischen Mädchen und Jungen statt. Die regelgeleiteten Spielformen sind keiner normierten Kampfsportart zuzuordnen und können ohne Vorkenntnisse bei den Schülern eingesetzt werden.
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Ansprechpartner am Ritze: Herr Carl