Weimar 2016 Wenn Sie das Leben kennen, geben Sie mir doch bitte seine Anschrift. (Jules Renard)
So turbulent wie die ganze Fahrt war, fing sie auch an, als wir uns freitagmorgens um sechs Uhr total übermüdet am AOK-Parkplatz trafen. Alle Befürchtungen, wie bei der letzten Eifelgoldfahrt in der neunten Klasse in der Kälte und Dönerbude zu enden, lösten sich in Luft auf, als wir an Bord des Rennwagens Ladies in Black von unserem sympathischen Busfahrer Hans begrüßt wurden. Während Hans die zehn Kilo schweren Beauty Bags einlud und Herr Graaf die Anwesenheitsliste mehrmals durchging, schüttelte Herr Schumann, so nett wie er ist, allen Elternteilen die Hand, inklusive Luisa, die im Dunkeln wegen ihrer Größe als Mutti durchging. Während die eine Hälfte unserer Gruppe im Bus ihren Schönheitsschlaf nachholte, spielte die andere Hälfte Mario Kart auf ihren mittelalterlichen Nintendos, was uns in die gute alte Zeit zurückversetzte. Ein riesiger Stau, der uns zwang, durch sämtliche Kuhdörfer zu fahren, bereitete uns auf die kommende Kälte im Osten vor. Vielleicht ist Stolberg ja doch gar nicht so übel …? #STO4life
Nach sechs Stunden erreichten wir endlich den Wilden Graben, unser Quartier für die nächsten zwei Tage. Nach dem Einnisten erkundeten wir die Weimarer City mit zwei Stadtführern, die uns mitunter den Englischen Garten mit der berühmten “KiWi“, den gekochten Goethe und die vielen Gebäude der “Renäzanks“ (der sächsischen Renaissance) näher brachten. Viele probierten direkt die Thüringer Spezialität Bratwurst mit Fritten. Während sich die Einen nach dem Abendessen dazu entschlossen hatten, durch die Stadt zu streifen und Weimar auf eigene Faust zu erkunden, drehten die Anderen mit ihren Selfiesticks die berüchtigten Vlogs – der modernen Technik sei Dank. J Nach einem anstrengenden ersten Tag ließen viele von uns den Abend noch auf ihren Zimmern ausklingen, auch wenn unser Hausdrache Olga ihn schon um drei Uhr nachts beendete und die restlichen Nachtschwärmer auf ihre Zimmer scheuchte.
Nach nur wenigen Stunden Schlaf startete der zweite Tag mit einem gemütlichen Frühstück in der Herberge. Um zehn Uhr fuhr der Bus in Richtung KZ Buchenwald los. Am Schloss Ettelsberg begann unsere Wanderung über die Zeitschneise zum Konzentrationslager. Nach nur ein paar Metern teilte sich die Gruppe unfreiwillig auf, da sich die eine Hälfte der Mitfahrenden mitsamt Referendarinnen nach wenigen Minuten kurioserweise schon verirrte. Nachdem wir endlich wieder zusammengefunden hatten, begann die eigentlich vorgesehen Wanderung über matschige Waldpfade. Sämtliche Sneaker änderten ihre Farbe von Weiß zu Braun. Am KZ angekommen, wurden wir in eisiger Kälte von sympathischen Gruppenleitern in Empfang genommen, die uns geteilt in zwei Einheiten auf einem Rundweg die Geschichte des KZs näher brachten. Wir besichtigten die noch vorhandenen Gebäude der damaligen Zeit, wie das Krematorium und die Arrestzellen. Zum Schluss besuchte jeder für sich die Ausstellung über das KZ und seine Insassen. Hier war die wilde Meute ausnahmsweise mal still, denn der Besuch des KZs hatte uns alle sehr berührt.
Anschließend holte der Bus uns wieder ab und wir verbrachten erneut unseren Abend in der Weimarer Innenstadt, wo einige noch in einem italienischen Etablissement Pizza essen gingen. Auch am letzten Abend bekamen erneut viele Zimmer Besuch vom Hausdrachen, der uns alle, einschließlich dem Störenfried Jessica, ins Bett scheuchte. Dass es gar keine Jessica in unserer Stufe gibt, blieb unbemerkt. Ein weiterer Höhepunkt des Abends war, wie eine Gruppe Schüler um drei Uhr morgens an der Tür der Referendarinnen Frau Deutschmann und Frau Sommer klopfte und nach einem Edding oder Lippenstift fragte. Auch andere Menschen wurden an ungewöhnlichen Orten zu komischen Zeiten gesichtet – auf höheren Ebenen und in anderen Sphären, wie Herr Lackmann sagen würde.
Die letzte Station unserer Reise war der Besuch des Goethehauses am Sonntagmorgen. Das Wohnhaus und das angeschlossene Museum erkundeten wir im Schnelldurchlauf, da die Sehnsucht nach dem Bus und unserem schönen Stolberg immer größer wurde. Mit Pizza bestückt machte sich unsere Gruppe am Nachmittag dann wieder auf den Heimweg, wobei der Nintendo durch das Kartenspiel Arschloch abgelöst wurde.
Insgesamt hatten wir auf der Weimarfahrt viel Spaß und haben hier und da auch Einiges dazugelernt; eine Exkursion, die wir jedem empfehlen können und jederzeit wiederholen würden!
P.S.: Bei Interesse an einem Reiseführer bitte an Frau Kelling wenden, die gibt ihren gerne ab. :D