London 2015 Stolberg goes London - mind the gap (von V. Stykar)
53 Schüler der Q2 des Ritzefeld-Gymnasiums genossen Ende August ihre Studienfahrt in Großbritanniens multikulturelle Metropole in allen Facetten.
Nachdem auch der letzte Ausweis (einer gewissen türkishaarigen Mitschülerin) fünf Minuten vor Abfahrt seinen Weg aus dem Kopierer ins Reisegepäck gefunden hatte, konnte die motivierte Truppe, angeführt von A. Grouls, B. Heck-Wattjes und M. Heintz, die sich trotz mehrfach gebrochener Rippen dem Abenteuer Stufenfahrt stellte, die neunstündige Reise antreten. Selbstverständlich mit an Bord, Busfahrer Egbert, genannt Ecky, der sich schon zu Beginn der Fahrt eine nette, vorzugsweise weibliche Gesprächspartnerin wünschte, um die lange Nachtfahrt interessanter und angenehmer zu gestalten. Annähernd jedes Kriterium erfüllend, meldete sich Jan Wassenich selbstlos und durfte den lehrreichen Lebensweisheiten Egberts lauschen. Um jegliche aufkommende Nachtruhe im Keim zu ersticken, betätigte besagter Busfahrer auch regelmäßig die trommelfellzerfetzende Hupe oder verkündete über Lautsprecher Informationen höchster Wichtigkeit. Die Fahrt gestaltete sich größtenteils problemlos, lediglich Anna, die ihren Ausweis vor längerer Zeit als gestohlen gemeldet, dann aber wieder gefunden hatte, wurde am Zoll in Calais beschuldigt, mit einem gestohlenen Ausweis illegal über die Grenze zu wollen. Glücklicherweise konnte Herr Grouls seinen Charme spielen lassen und auch Anna wurde die Überfahrt nach England gewährt.
Angekommen in einer der wohl lebhaftesten Städte der Welt – übernächtigt und müde – durfte die Zeit bis zum Check-In im Shakespeare Hotel im Hyde Park überbrückt werden. Vor allem Speakers‘ Corner bot interessante erste Einblicke in die Vielfalt aber auch Skurrilität Londons. Dabei war die erste Herausforderung das U-Bahnfahren, die ganze Truppe war schließlich mit einem Oyster Ticket ausgerüstet. Dieses musste ausgenutzt werden, da für den Rest der Woche ein allgmeiner U-Bahn Streik angekündigt war, der aber im letzten Moment ausgesetzt wurde. Jedoch schon auf der ersten Fahrt zum Hyde Park schafften es die drei Lehrer, einige Schüler im Getümmel zu verlieren!
Der erste Morgen im Shakespeare Hotel offenbarte die wohl interessanteste Auffassung eines sogenannten Continental Breakfasts überhaupt. Saß man nah genug an den Lehrern und hatte den Duft ihrer frisch gebratenen Eier mit Speck in der Nase, so ging das eigene Frühstück, bestehend aus einer nahrhaften und ausgewogenen Kombination aus Waffeln und Keksen, gleich mit viel mehr Appetit runter. Diese Elisabethanische Zweiklassengesellschaft, die die Bevorzugung des Lehrkörpers vorsah, verursachte Letzteren allerdings auch gewisse Bauchschmerzen. Wünschte man sich mehr Vielfalt in der Ernährung, brauchte man allerdings nur die Dusche zu betätigen, die das eigene Fleisch binnen Sekunden je nach Geschmack blanchierte oder garte, Marcel probierte es aus. Ãœberrascht von dem absolut unvorhersehbaren englischen Regen (Frau Heintz‘ eindringliche Warnung: Never go to England without an umbrella, war doch nur ein Scherz, oder?) besichtigten die Schüler, teilweise in Shorts und T-Shirt, die herausragensten Sehenswürdigkeiten Londons. Angefangen bei Big Ben und den Houses of Parliament in Westminster, vorbei an Oliver Cromwell und Richard-the-Lionheart, weiter zur Westminster Abbey, die symbolstark einträchtig neben dem Staat steht. Der Regen fiel aus Kübeln, aber man zog weiter, begrüßte unterwegs Winston Churchill, Nelsen Mandela, Abraham Lincoln und Mahadma Gandhi, gelangte dann zu Downing Street 10. Obwohl die Schüler sich schon auf einen Besuch bei David Cameron gefreut hatten, wurde ihnen leider von vier schwer bewaffneten, aber äußerst freundlichen Metropolitan Policemen untersagt, bei ihm zu klingeln. Und es regnete weiter cats and dogs, wie die Engländer sagen. Der hartgesottene Kern der Gruppe aber begleitete Reiseführerin Heintz trotz Sintflut-Atmosphäre bis zum Ende der Sightseeing-Tour, während der restliche Teil sich hier verabschiedete und die regendurchnässten Turnschuhe im Hotel mit Zeitungen aus der U-Bahn ausstopfen durfte: „Ich will nicht sagen, dass es stark regnet, aber gerade kam Noah vorbei und meinte in 10 Minuten sei Boarding.“ – A. Grouls. Wieder trocken gelegt, gingen Frau Heck-Wattjes und Herr Grouls zusammen mit wissbegierigen Schülern an Bord der Arche British Museum. Die Regenresistenten marschierten weiter und stellten sich zunächst in den königlichen Pferdeställen unter, wo sie das Touristenspektakel The Changing of the Guards miterleben durften. Nachdem jeder sein persönliches Foto mit der Horse Guard hatte, ging es durch den malerisch nassen St James Park auf Eichhörnchen-Jagd, bis man endlich am Buckingham Palace ankam. Und siehe da, die Queen war zu Hause, aber zum Tee wurden die Schüler leider nicht geladen. Das muss wohl an der durchnässten Kleidung gelegen haben! Den ersten Abend verbrachte ein Teil der Gruppe mit Frau Heintz und Frau Heck-Wattjes ganz andächtig beim Even Song in der Westminster Abbey, wo man wie die Mitglieder der Royal Family, natürlich im Chorgestühl sitzend, dem weltberühmten Chor lauschen und sich die eindrucksvolle Abbey ganz in Ruhe betrachten konnte, ohne nur einen einzigen penny Eintritt zu zahlen. Das anschließende Kontrastprogramm bestand dann im Genießen der Englischen Pub Kultur.
Den Dienstag nutzten die Naturwissenschaftler zum Studium des Science Museums mit Frau Heck-Wattjes und Herrn Grouls und wandelten alle auf den Pfaden wissenschaftlicher und technischer Entwicklung. Beim anschließenden Besuch im Natural History Museum erwachten die Dinosaurier zum Leben und jagten so manchem Schüler Angst ein. Zeitgleich besuchte der Englisch Leistungskurs von Frau Heintz nach einem Abstecher zur St.Paul’s Cathedral einen Shakespeare-Workshop im Globe Theatre, der ihm viele neue und lehrreiche Einblicke in das eigentlich eher unbeliebte Thema verschaffte. Ein charismatischer Schauspieler der Royal Shakespeare Company führte die Schüler herum, erklärte die Hintergründe des Globe Theatres und gestaltete anschließend den Workshop, in dem er Einblicke in Shakespeares literarische Geheimnisse gewährte und zum Schluss um eine Schauspielprobe bat. Der LK ließ natürlich der anderen Gruppe den Vortritt. Zitat Nick: „Ich hätte den Romeo besser gegeben – nur nicht auf Englisch.“ Am Nachmittag traf sich die komplette Gruppe in Camden Town, einem etwas anderen Stadtteil Londons. Skurrile Klamottengeschäfte und neuartige sowie fremdländische Imbissstände zierten die Straßen und Gässchen des eigenwilligen Studentenviertels. Auch die Abendgestaltung in London war bunt und abwechslungsreich. Wer nicht gerade das verrufene Soho Viertel oder Chinatown erkundete, um sich dort einem all-you-can-eat buffet hinzugeben, der wurde Zeuge, wie Frau Heintz, die laut eigener Aussage auf dem Land groß geworden ist, bei dem Gesellschaftsspiel „Tarantel-Tango“ offenbarte, dass für sie der Unterschied zwischen Hund und Ziege einfach nicht erkennbar sei, sehr zur Belustigung der Biologen Heck-Wattjes und Grouls und aller anderen Mitspieler. Wer sich einmal einige Stockwerke tiefer in den Keller des Hotels traute, in dem zwei Gruppen „echter Männer“ einquartiert waren, der wurde Zeuge einer noch nie dagewesenen Geruchserfahrung.
„Das riecht ja wie im Pumakäfig“, wäre dabei eine Beleidigung für die Raubkatzen. Nichtsdestotrotz lieferte das Hotel genug Komfort, um sich für vier Nächte durchaus wohl zu fühlen. Auch an Gastfreundschaft mangelte es dem Personal nicht, leider jedoch an Englischkenntnissen.
Am Mittwoch stand ein Tagesausflug in die Universitätsstadt Oxford auf dem Programm und der englische Landregen war wieder mit von der Partie. Vorausschauend hatten die Lehrer für eine lehrreiche und wegweisende Stadtrallye gesorgt, der sogar 20 % der Anwesenden mehr oder weniger gewissenhaft nachgingen, wenn auch mit etwas Hilfe von Google und Co. Aber auch auf sich gestellt, ist diese Stadt ein einmaliges Erlebnis. Nicht nur das Wandeln auf Harry Potters Spuren, sondern vor allem die altehrwürdigen und malerischen Colleges machten großen Eindruck, was sich vor allem darin äußerte, dass plötzlich nahezu jeder Schüler Eigentümer eines Oxford University Sweatshirts war. Zeigt das doch die Zielstrebigkeit der Ritze-Schüler aus Stolberg. Natürlich mussten auch Londons Shopping-Meilen ausführlich erkundet werden. (Sofern man nicht damit beschäftigt war, Steffen im M&M Store zu suchen.) Schwere Entscheidungen zwischen „Die nächsten Tage Essen und Trinken“ und „Das 50 Pound Armband MUSS ich einfach haben!“, mussten getroffen werden. Wer sich im Londoner H&M vor lauter Klamottenvielfalt nicht entscheiden konnte, wurde sogar gebeten, den Laden zu verlassen. Ein gutes Beispiel waren hierbei Jan Patzak, Nick, Jonas, Nils Leismann, Max und Jonathan Zimmermann, die sich, inspiriert von Londons Street-Fashion, mit den neuesten und modischsten Outfit-Kreationen einkleideten. Leider schienen die Verkäufer dem extravaganten Geschmack der Jungs feindlich gesinnt und die Fashionistas wurden kurzerhand aus dem Laden geworfen. Wie sollte man nun die leeren Portemonnaies wieder füllen? Gelegenheiten boten sich genug, beispielsweise ein netter, nicht mehr ganz nüchterner, Herr bot Jonas 10 Pounds dafür, dass dieser ihn einmal Huckepack um den Piccadilly Circus tragen sollte. Noch nie waren 10 Pound so schnell verdient! Im Tower lernten die Schüler das Feilschen. Die horrenden Eintrittspreise sind schließlich nicht schülergerecht, das mussten auch die Beefeaters einsehen und gewährten deshalb einen Discount. Was wäre ein Besuch in London, ohne einen Blick auf die Kronjuwelen Ihrer Majestät der Königin geworfen zu haben? Gerüchten zufolge sollen sich sogar einige Schüler in der Spät-Renaissance der National Gallery am Trafalgar Square und im Kubismus und Futurismus der Tate Modern, gegenüber der Millenium Bridge, verirrt haben… Und obwohl viele, vor allem männliche, Schüler über sich hinauswuchsen und, nicht ganz ohne Ãœberredungskunst, mit blau gefärbten Haaren oder ersten Schminkerfahrungen nach Deutschland zurückkehrten, ließ sich Herr Grouls leider nicht dazu überreden, einen schottischen Kilt anzuprobieren.
Zusammenfassend, so berichten Insider unserer Redaktion, habe die Stufe die Abschlussfahrt sehr genossen, Erwartungen seien übertroffen und unvergessliche Erlebnisse gesammelt worden. Ein gelungener Höhepunkt in der Schullaufbahn und ein großer Beitrag zum Kräftesammeln auf den letzten Metern! Wir danken den Lehrern, die diese Fahrt für uns möglich gemacht haben, insbesondere natürlich Frau Heintz, Frau Heck-Wattjes und Herrn Grouls, die uns, hoffentlich gerne, begleitet und „ertragen“ haben, aber auch Frau Ewen, die leider aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte.