Was alles den Bach runtergeht Fließgewässeruntersuchungen des Q1 Bio LK an Vicht und Inde (Juni 2012)
Die Inde liegt in Belgien und Deutschland und mit unserem Biologie-LK bei Dr. O. haben wir diese sowie den Vichtbach in Stolberg mal genauer unter die Lupe genommen.  Ziel dieser Exkursion war es, die Güteklassen der beiden Gewässer heraus zu finden, da der Vichtbach annehmbar weniger verschmutzt ist als die Inde, denn diese wurde industriell genutzt.
Unsere Aufgabe war unter anderem, Wasserproben zu analysieren und im Wasser lebende Tiere zu fangen und zu bestimmen. Wir trafen uns zuerst am Vichtbach. Mit Gummistiefeln und Regenschirm bewaffnet bildeten wir kleinere Gruppen mit verschiedenen Aufgabenfeldern: chemisch-physikalische Analysen, biologische Bestimmungen und Beurteilung der Gewässerstruktur.
Ein Teil der Gruppe „Chemie“ ging zum Gewässer, um direkt vor Ort einige Untersuchungen durchzuführen. Mit speziellen Messgeräten fanden wir den pH-Wert und den Sauerstoffgehalt heraus. Da wir diese Untersuchungen nicht nur am Ufer machen konnten, mussten wir mitten in den Bach, um von dort genauere Werte zu erhalten. Der andere Teil der Gruppe blieb mehr oder weniger trocken – mit einem Chemiekoffer, der sowohl mit verschiedenen Chemikalien als auch den dazu gehörigen Indikatorschablonen ausgestattet war, untersuchten wir Ammonium, Nitrat und Phosphatwerte.
Die Gruppe „Biologie“ bestimmte dagegen die im Wasser lebenden Tiere und Pflanzen und deren Bedeutung für die Güteklasse des Gewässers. Dafür mussten wir hauptsächlich Steine umdrehen, da die meisten Lebewesen sich an der Steinunterseite befinden. Auch mit einem Sieb versuchten wir kleine Tiere zu fangen, allerdings war dies nicht sehr erfolgreich. Ohne Becherlupen, einen genauen Blick und Ruhe bei der Arbeit hätten wir wohl nicht so viel gefunden…
Die „Gewässerstruktur“-Gruppe untersuchte derweil die natürlichen und baulichen Gegebenheiten sowie die Fließgeschwindigkeit mit Hilfe von Korken und Stoppuhr, einem fachmännischem Blick und etwas Mathematik.
Eine Autofahrt später führten wir das gleiche Spiel bei der Inde durch. Allerdings war dieses Gewässer unerwartet tief und einige von uns haben nicht nur nasse Füße bekommen.
Wieder an der Schule angekommen, begannen wir mit der Zusammentragung der Daten und später mit der Bestimmung der Güteklasse der beiden Gewässer. Einige von uns versuchten mit Unterstützung von Dr. O. die zahlreichen Lebewesen, die wir gesammelt hatten, zu bestimmen. Nachfolgende Aufstellung zeigt, was man so alles findet, wenn man genauer hinschaut, z.B.
- Glossiphonia complanata (Großer Schneckenegel), ein in fließenden und stehenden Gewässern unter Steinen und an Pflanzen vorkommender Blutsauger an Wasserschnecken und Würmern (Bioindikator Güteklasse II)
- Haemopis sanguisuga (Pferdeegel) kommt in langsam fließenden und stehenden Gewässern vor und ernährt sich von Wassertieren aller Art, ist jedoch kein Blutsauger (Güteklasse I-II)
- Ancylus fluviatilis (Flußnapfschnecke, Mützenschnecke) kommt in stark fließenden Gewässern vor, ist ein Zwitter und ernährt sich von Algenbelag auf Steinen (Güteklasse II). Besonderheiten: Hautatmung durch Sauerstoffbläschen im Wasser
- Dinocras sp. (Steinfliegenlarve) kommt in fließenden Gewässern vor und ernährt sich von Algen auf baumrinden und Steinen sowie von Detritus (Güteklasse I). Besonderheiten: zwei Schwanzfäden, Tracheenkiemen
- Hydropsyche sp. (Köcherfliegenlarve) kommt relativ häufig in Fließgeäwssern vor und ernährt sich von Pflanzenmaterial und Detritus. Die verschiedenen Arten der Köcherfliegenlarven werden u.a. unterschieden durch die Wahl des Baumaterials für den Köcher sowie durch die Bauweise (Güteklasse I-II) Diese Gattung sei stellvertretend genannt für weitere Vertreter der Köcherfliegen, die an den probenahmestellen gefunden wurden, z.B. Rhyacophila sp. (II), Polycentropus flavomaculatus (II), …
- Ephemera sp. (Eintagsfliegenlarve) kommt in stehenden und fließenden Gewässern vor, dort v.a. im Uferbereich. Sie ernährt sich grabend von Tier- und Pflanzenresten am Boden des Gewässers (Güteklasse III). Auch aus dieser Gattung fanden wir mehrere Arten, z.B. Ephemerella ignita (II), …
- Chironomus sp. (Zuckmückenlarve) ist ein typischer Schlammbewohner aller Binnengewässer und ernährt sich von planktonischen Algen, frischem Algenaufwuchs und morschem Holz (Güteklasse IV). Besonderheiten: Hautatmung, rötliche Färbung
Zuletzt begann nun die etwas langweiligere Arbeit – die Bestimmung der Güteklasse, die aus den von uns errechneten Saprobienindices, den Chemischen Indices und den Bewertungen der Gewässerstruktur ermittelt wurde. Alles in allem war die Exkursion – raus ins Grüne – eine gelungene Aktion, auch wenn sie – im Nachhinein – sehr viel Arbeit mit sich zog.