Kenia – zwischen Löwen und Gnus von A. Weyers, veröffentlicxht 04.01.2013
Man könnte meinen, dass in einer Savanne wie der in Kenia, unmittelbar unterhalb
des Äquators, keine Lebewesen existieren. Doch das stimmt nicht.
Zwischen den Hotels für Touristen und den Wohnvierteln der Einheimischen befinden sich viele Wildreservate, in denen Tiere leben, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Über ein Netz aus ungeteerten Wegen, das die Parks durchzieht, kann man die Wildnis
durchqueren und die verschiedenen Tiere in freier Wildbahn beobachten. Obwohl das
vertrocknete Gras, das in den Steppen der Parks wächst, für uns Menschen
ungenießbar aussieht und die wenigen Bäume fast keine Blätter tragen, haben sich die
Tiere an den Lebensraum angepasst und können ohne Eingreifen des Menschen
überleben.
Jahreszeiten wie bei uns in Europa gibt es in Kenia nicht. Stattdessen teilt sich das
Jahr in Regen- und eine Trockenzeiten auf. Die große Regenzeit dauert von April bis
Juni und die kleine von Ende Oktober bis Mitte Dezember. Während der Regenzeit
füllen sich die Wasserlöcher langsam, sodass die Tiere auch in der Trockenzeit
Wasser finden können. In den Wildreservaten Kenias kann man in Lodges und in
sogenannten Tended Camps, die in der Nähe von Wasserstellen aufgebaut sind,
übernachten. Von dort aus kann man die Tiere beobachten, die oftmals in großen
Herden, zu den Wasserquellen ziehen. Neben Elefantenfamilien, Gruppen von Gnus,
Gazellen und Zebras sowie Herden von Büffeln kommen auch manchmal Löwen zu
den Wasserlöchern. Leider ist es nicht ganz einfach, sie zu finden, wenn sie sich nicht
gerade an einer der Wasserstelle aufhalten. Denn sie sind mit ihrem braungelben Fell
vor der kargen Landschaft nur schwer auszumachen, wenn sie ihrer
Lieblingsbeschäftigung, Dösen, nachgehen; und das neunzig Prozent ihrer Lebenszeit.
Sie halten sich, wie fast alle Tiere, meist von den Wegen fern, die von den Jeeps
befahren werden. Das Verlassen dieser Straßen ist in vielen Parks verboten, damit die
Pflanzen, die die Nahrungsgrundlage der Tiere darstellen, nicht zerstört werden.
Ãœber die einzigartige Tierwelt sollte man aber auch die Kultur der Einwohner Kenias
nicht unbeachtet lassen. In Teilen des Landes, wie beispielsweise in der Masai Mara,
leben die Menschen noch so wie früher. Sie nennen sich Masai. Sie sind die
Nachkommen eines Kriegervolkes und wahren stets ihre Tradition. Sie tragen immer
noch dieselbe traditionelle Kleidung wie früher, tanzen und singen wie ihre Vorfahren
und leben im Einklang mit der Natur. Leider ziehen viele der Masai aus ihrer
angestammten Heimat fort, um in den touristischen Orten an der Küste zu arbeiten.
Die Menschen in Afrika unterscheiden sich in vielen Dingen von denen in Europa. Sie
können die gehetzten Europäer oft nicht verstehen. Sie sind viel offener und
freundlicher und kommunikativer. Ein Afrikaner kann sich beispielsweise nicht
vorstellen, an der Bushaltestelle zu stehen und auf den Bus zuwarten, ohne sich mit
den völlig fremden Mitreisenden zu unterhalten.
Die Dörfer der Kenianer, die vom Tourismus leben, unterscheiden sich in vielem von
den deutschen. Die Hütten, in denen die Menschen leben, bestehen aus Blech, Stein
oder Holz. Da es in Kenia immer nur kurze Zeit lang regnet und dann wieder die
Sonne scheint, werden die Dächer oft aus Palmblättern hergestellt. Sie sind tatsächlich
wasserdicht, wenn sie nach einem Regenguss die Zeit haben abzutrocknen. Sie
müssen allerdings nach einigen Jahren ausgewechselt werden.
Bei der Arbeit sind die Kenianer meist fröhlich und entspannt. Viele stellen Souvenirs
für die Touristen her, oder malen Bilder, die am Straßenrand aufgestellt werden.
Andere Menschen halten sich auch Haustiere, die frei in der Gegend herumlaufen
können und nicht in ihren Ställen stehen müssen.
Wenn man einem Kenianer begegnet, fällt einem auf, dass sie, auch wenn sie weniger
Besitz haben (viele von ihnen leben in Hütten ohne fließendes Wasser und Strom), oft
glücklicher sind, als die Menschen in Deutschland. So ist jeder auf seine eigene Art
zufrieden.